Arnulf Rohsmann
Melitta Moschik SCHNITTSTELLEN

Textbeitrag im Katalog PLASTIK AKUT 3,
Jänner 1992

Die “Schnittstelle” ist seit drei Jahren das zentrale Motiv von Melitta Moschiks Arbeiten. Moschik zitiert aus dem Formenreservoir der elektronischen Datenverarbeitung: Chips, Module, Streifen-Codes und die Schnittstelle, den Ort des Datenaustausches, den Ort, an dem Information entweder weitergeleitet oder unterbrochen wird. Das Material, Chromnickelstahl, und die Verarbeitung, Laserschnitt, stammen aus der Sphäre des Technoiden.
Die Objektgruppe besteht aus zwei zylindrischen Rohren und zwei Stahlplatten gleicher Länge, allesamt mit keilförmigen Ausnehmungen. Die Platten sind identisch mit der eingeebneten Mantelfläche des Zylinders. Die aus ihm herausgeschnittenen, gewölbten Keile passen in die entsprechende Leerstelle der Platten, womit die Kommunikation zwischen den vier großen Teilen hergestellt ist. Die Ränder der Keile sind mit einer Reihe binärer Zeichen aus Kreis und Gerade versehen. Die Schnittstelle ist dabei ornamentalisiert; die Parallelität der beiden Reihen ist gebrochen, die Schnittstelle geteilt und die Kontakte getrennt. Sie kommen erst wieder zustande, wenn der gewölbte keil eingefügt wird und seine Zeichenreihe der in der platte gegenüber steht.
Moschik stellt einfache Modelle von Kommunikation her: z. b. die Selbstinformation zyklischer Systeme bei den Zylindern, die Übertragung von Information beim Ortswechsel der Keile. Der Begriff der Schnittstelle gibt dabei seinen engen Bedeutungsspielraum auf und nimmt metaphorische Qualitäten an.

Arnulf Rohsmann